Öffentlichkeitsarbeit von Lhoist

Aktuelles

Der Konzern Lhoist betreibt intensive Öffentlichkeitsarbeit auf allen Ebenen. Das Image wird aufpoliert. Im Hönnetal jagt ein Event das nächste. Aktuelles Beispiel:

BALVE/MENDEN.  Lhoist bittet zum Wandertag. Attraktion ist die Blaue Lagune in Eisborn. Und das ist noch nicht alles.

„Den Blick auf die hohen Kalksteinwände richten, die wunderschöne Naturvielfalt des Hönnetals genießen und die einzigartige „Blaue Lagune“ von oben bestaunen – der Wandertag im Lhoist-Kalkwerk Hönnetal hat einiges zu bieten. So steht er in einer Mitteilung des Kalkherstellers mit Sitz in Oberrödinghausen. Was ist geplant? Am gut ausgeschilderten Weg erwarten die Wanderlustigen zahlreiche Stände mit Informationen zum Werk und kleinen Ausstellungen.

Auch für ausreichende Verpflegung wird gesorgt sein. Um die Wanderung für Groß und Klein noch spannender zu gestalten, können die Wanderbegeisterten an den verschiedenen Stationen des insgesamt fünf Kilometer langen Wanderwegs auf einer eigenen Karte Stempel sammeln. Das vollständig ausgefüllte Exemplar dient als Ticket für die große Verlosung.

Zu den Preisen zählen ein Segelflug, ein Gutschein für den Sauerlandpark Hemer und Karten für das Rimodrom in Hemer. Die glücklichen Gewinner und Gewinnerinnen werden anschließend schriftlich benachrichtigt. Auch Tierfreunde kommen beim Wandertag auf ihre Kosten: Die Skyhunters stellen ihre Greifvögel aus, die von den Besucherinnen und Besuchern für ein Foto sogar auf den Arm genommen werden können.“

Welchen Sinn macht aktuell eine Präsentation der „Blauen Lagune“ , die demnächst als Klärteich fungieren wird? Das erschließt sich nicht.

Status quo

Lhoist befindet sich in der Phase der Information der Öffentlichkeit. Die Offenlegung der Abbaupläne war für Ende Mai /Anfang Juni geplant, ist aber bis heute (08´2023) nicht erfolgt. Als Gründe werden genannt: Fachliche Einwendungen, deren Bearbeitung mehr Zeit erfordert. Genutzt wird die Zeit für PR-Maßnahmen.

Die Presse wird nicht nur mit den üblichen regionalen PR-Aktionen geflutet (Steinbruchführungen, Wandertage im Steinbruch, Busrundfahrten, Filmdarbietungen auf dem Werksgelände, Berichte über Vertiefungs- und Erweiterungspläne, etc.). Vielmehr wird intensiv am Image gearbeitet: Kalk als systemrelevanter Rohstoff.

Eingeräumt wird, was ohnehin nicht zu bestreiten ist: Die enorme CO2-Belastung durch das Brennen fossilen Kalks. Gelöst werden soll das Problem in erster Linie durch die umstrittene CO2-Abscheidung und Versenkung in der Nordsee – erste Umsetzung geplant für das Jahr 2034! Das Produkt nennt sich bei Lhoist „grüner Kalk“.

Nachhaltigkeitspreis für LHOIST ?

Die Praxis des CCS-Verfahrens (Carbon Capture and Storage) ist weiterhin heftig umstritten und befindet sich noch in den Kinderschuhen. Die Ankündigung reicht aber offensichtlich zur Nominierung des Lhoist-Konzerns zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis völlig aus.

Lhoist erwartet selbstredend eine massive Förderung durch die EU – die auch in Aussicht gestellt ist. Dabei ist die Rede vom „grünen Kalk“ schlicht Etikettenschwindel. Allenfalls könnte man von blauem Kalk sprechen, da die CO2-Abgabe in die Atmosphäre vermieden wird.

So funktioniert Greenwashing…

Tatsächlich grüne Alternativen der Kalkproduktion, bei gleichzeitiger CO2-Entnahme aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal, CDR), sind in den vorliegenden Veröffentlichungen von Lhoist bislang kein Thema. Sie könnten ja die bewährte Praxis billiger Ausbeutung und Verbrennung fossiler Kalklager weltweit stören.

Position der SIHK Hagen

Passende PR lieferte auch der Besuch von Dr. Ralf Geruschkat im Steinbruch Asbeck. Er ist Hauptgeschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK). Laut Bericht gab er staunend zur Kenntnis: „Wenn man hier steht, wird einem die Bedeutung dieses Standorts erst richtig bewusst.“ Völlig richtig!

Und weiter: „Das Kalkwerk Hönnetal ist seit jeher einer der großen wirtschaftlichen Akteure in NRWs stärkster Industrieregion. Aber die Dimensionen sind schon beeindruckend. Dass es Kalk braucht, steht außer Zweifel. Erst recht, seitdem das Thema der heimischen Versorgungssicherheit mit Rohstoffen rasant an Bedeutung gewonnen hat. Umso wichtiger ist die Planungssicherheit für den Standort in Zeiten der Transformation. Eins habe ich heute verstanden: Ohne Kalk, keine Industrie.

Wie sich das mit der Klima-Initiative der SIHK Hagen („CO2-neutral bis 2030″) verträgt, ist erklärungsbedürftig. Hier heißt es in wohltönenden Worten: „Immer mehr Unternehmen in unserer Region erkennen ihre Verantwortung für den globalen Klimaschutz. Sie wollen selber ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten und nehmen den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte und Dienstleistungen in den Fokus.“

Dass es im Falle Lhoist nicht mit CO2-Reduktion in der Kalkproduktion getan ist, bei gleichzeitiger Forcierung des Kalkabbaus, bleibt undiskutiert. Hat Dr. Geruschkat die Dimension des Problems überhaupt erkannt?

Gedanken über Alternativen, verstärkte Nutzung von Sekundärrohstoffen, Kreislaufwirtschaft oder gar CO2-freie Kalkproduktion finden sich in seinen Ausführungen jedenfalls nicht, soweit berichtet.

Immerhin: Die Dimensionen der Landschaftszerstörung durch den Lhoist-Konzern empfindet Geruschkat als „beeindruckend“. Ein wahres Wort!