Die viel gerühmte Schönheit des Hönnetals steht auf dem Spiel!
Das Hönnetal ist ein Kleinod, eine wunderbare Karstregion im Sauerland. Es zieht sich über 33 km entlang der Hönne, von der Hönnequelle bei Neuenrade über das Städtchen Balve mit seinen rund hundert Höhlen, Hemer mit der Burg Klusenstein, dem Felsenmeer und dem Sauerlandpark, der Hönnemetropole Menden bis hin zur Mündung in die Ruhr bei Fröndenberg.
Mittendrin liegt ein eindrucksvolles Naturschutzgebiet mit geschichtsträchtigen Kulturdenkmalen rund um den Canyon der Hönne, die sich hier durch hohe Kalksteinformationen zwängt. In früheren Jahrhunderten verlief die heiß umkämpfte Grenze zwischen dem kurkölnischen Sauerland und der Grafschaft Mark mitten durch das Hönnetal. Die Burg Klusenstein, bekannt als Raubritterburg in den finsteren Zeiten des Mittelalters, erinnert an diese Zeit.
Die Felsformationen des Hönnetals wurden in der Zeit der Romantik immer wieder von Malern abgebildet und von Dichtern wie Annette von Droste-Hülshoff gerühmt.
Um 1920 konnten die Felsen des Hönnetals in einer sensationellen bürgerschaftlichen „Schutzaktion zum Erhalt der Schönheit des Hönnetals“ vor dem Zugriff durch den industriellen Kalkabbau für die Stahlkonzerne des Ruhrgebiets gerettet werden. An diese „Schutzaktion“ erinnert seitdem eine massive Bronzetafel im Hönnetal, die vom Naturhistorischen Verein Hönnetal e.V. im Jahr 2020 mit Landesmitteln restauriert werden konnte. Durch diese Schutzaktion wurden zugleich viele bedeutende Höhlen vor der Zerstörung durch den Kalkabbau gerettet, mit wertvollen paläontologischen Funden.
Dem Hönnetal blieb damit das Schicksal des „lieblichen“ Neandertals bei Düsseldorf erspart, welches im 19. Jahrhundert für seine außerordentliche Schönheit gerühmt wurde. Das Neandertal wurde von vielen Künstlern der damaligen Zeit gemalt, später jedoch durch den Kalkabbau nahezu vollständig zerstört. Zur Zeit der Entdeckung des Neandertaler-Schädels waren bereits große Teile des Tales abgebaut und zu Kalk verarbeitet worden.
Zur Zeit der Schutzaktion war das Hönnetal ein beliebtes Wandergebiet, mit einer Vielzahl von gastronomischen Betrieben im engeren und weiteren Umfeld. Der Autoverkehr war überschaubar, überwiegend wurde das Hönnetal mit Kutschen, Fahrrädern und zu Fuß durchquert. So konnten die Wandervögel im Hönnetal in aller Ruhe die Bronzetafel im Fels studieren. Die Erinnerung an die Schutzaktion von 1920 wurde auf diese Weise wachgehalten.
Erst mit dem zunehmenden Autoverkehr der Nachkriegszeit geriet die Tafel völlig in Vergessenheit.
Die Eingriffe des Menschen
Schon in früheren Jahrhunderten musste das Hönnetal menschliche Eingriffe erdulden. Es blieb jedoch in seiner wesentlichen Substanz erhalten. Die heute so bekannte „Kulturhöhle“, die Balver Höhle, war noch um das Jahr 1800 von der Straße kaum sichtbar, und erst recht nicht begehbar. Seit Urzeiten war sie bis oben hin angefüllt mit organisch durchsetzten Sedimenten – Höhlenlehm.
Vor rund 180 Jahren erkannten „kluge Balver Bauern“ den Düngewert des Höhlenlehms und verteilten ihn freizügig als Dünger auf ihren Feldern. Das Geschäft wurde professionell betrieben: Der Balver Stadtrat beschaffte auf Gemeindekosten eine „Höhlenkarre“ samt Pferd zur Verteilung des Lehms.
Mit diesen Aktionen wurde ein großartiges Archiv der eiszeitlichen Fauna und Flora zerstört, einschließlich wertvollster Artefakte aus der Zeit des Neandertalers. Faustkeile und Knochen fand man später überall auf den Feldern rund um die Höhle.
So entstand in mühevoller Arbeit schließlich die „moderne“ Balver Höhle, die sich heute so wunderbar zum Feiern eignet und für den Balver Schützenverein eine wichtige Einnahmequelle zum Erhalt der landesweit bekannten „location“ darstellt.
Die Gefährdung des Hönnetals schreitet aber auch heute weiter voran: Der Verkehr der Bundesstraße sucht das Hönnetal heim. Sie führt mitten durch das hoch empfindliche Naturschutzgebiet.
Der Kalkabbau greift immer weiter um sich, mit modernsten Methoden und in rasendem Tempo. Der fortgesetzte industrielle Tagebau reißt tiefe Wunden in die Landschaft des Hönnetals.
Unten links: Felsformation “Sieben Jungfrauen”. Oben links: “Uhufelsen”. Mitte: Das Kalkabbaugebiet Eisborn/Asbeck
Gemäß der aktuellen Planung des Eigentümers (belgischer Konzern Lhoist) erfolgt die weitere Erschließung für den Kalkabbau wie folgt.
Was plant Lhoist?
Zunächst erfolgt die Vertiefung des Steinbruchs um 60 Meter. Um die geplanten 650.000 Tonnen Kalk jährlich weiter produzieren zu können, will Lhoist bis weit unter das Hönne-Niveau Kalk abbauen.
Diese Vorgehensweise mag planerisch aufwendig sein, erspart jedoch aufwendige logistische Schritte wie die Umzäunung eines neuen Abbaugebietes. Das Risiko eines ungeplanten Kurzschlusses zwischen Hönne und Kalkabbau ist aus unserer Sicht nicht von der Hand zu weisen, da die Grundwasserströme unter dem Steinbruch in Richtung Hönne ziehen (vgl. hier).
Die beliebte, heute sogar touristisch vermarktete „blaue Lagune“ wird im Zuge dieser Arbeiten zwangsläufig wieder verschwinden.
Nach der Vertiefung geht es in die Breite: Die Hochflächen des Hönnetals – Beckumer Feld, Deilinghofer Hochebene – sind längst im Visier und Zugriff des Konzerns. Der Abbau folgt der Lage des hochwertigen Kalklagers.
Am Ende wird eintreten, was vor gut 100 Jahren durch die „Schutzaktion“ verhindert werden konnte: Die großflächige Zerstörung der Landschaft des Hönnetals für den Kalkabbau.
Wir halten mit unserer Petition dagegen, und bitten um deine Unterstützung.